Erwarte nichts und lebe glücklicher

Wieso deine Erwartungen der Grund für deine miese Laune sein können

Vieles in unserer Gesellschaft ist gesteuert. Gesteuert durch Erwartungen. Erwartungen deiner Eltern, deines Partners, deines Arbeitgebers, deiner Kunden. Alle „erwarten“ ein bestimmtes Verhalten von uns.

Spannenderweise erwartet allerdings jeder ein anderes Verhalten von uns, je nachdem in welcher „Rolle“ wir uns gerade befinden. Sind wir Mann oder Frau, Elternteil oder „Kind“, Partner oder Affäre. Sind wir Auftraggeber oder Auftragnehmer. Sind wir Freund oder Arbeitgeber und und und …

Oftmals sind diese jeweiligen Erwartungen stillschweigend in der Gesellschaft verankert und werden ohne groß drüber nachzudenken von Generation zu Generation weiterverlernt .

Von Eltern an ihre Kinder, von den Alten an die Jungen, von Chefs an ihre Angestellten.

Auch in unserer Sprache finden wir dieses Wort „Erwartung“ überall und es ist stetig präsent. „Das habe ich jetzt so nicht erwartet“; „Ich hab eigentlich erwartet, dass…“; „Was soll MAN von xyz auch Anderes erwarten“; „Er hat den Erwartungen entsprochen“; „Ich hab das nicht kommen sehen“ (anderes Beispiel hierfür), um nur ein paar Beispiele zu nennen.

Der Umgang mit den Erwartungen Anderer an dich ist die eine Sache. Hier werden Maßstäbe anderer Menschen an uns angelegt und oftmals bekommen wir es nicht mal mit, wenn wir die Erwartungen Anderer nicht erfüllt haben. Wir werden dann lediglich mit den Resultaten konfrontiert und tappen ob der Ursachen oft im Dunkeln.

Der Umgang mit unseren Erwartungen an uns selbst und an unsere Umwelt ist da schon eine ganz ganz andere Hausnummer.

Bei deinen Erwartungen wird es für dich real und intensiv spürbar. Deine Erwartungen spielen sich in DIR ab. Du spürst die Reaktionen deines Körpers unmittelbar und ohne Verzögerung in Form von deinen Gefühlen.

Wenn ich mir Kinder anschaue, deren „Erwartungen“ zu Weihnachten nicht erfüllt worden sind oder die Reaktionen mancher Freundin/Ehefrau, wenn ihre „Erwartungen“ enttäuscht worden sind, beschleicht mich die Vermutung, dass du im Umgang mit deinen Erwartungen oftmals auch sehr negative Gefühlszustände auslöst.

Doch warum ist das so? Wie kommt es, dass wir unseren Erwartungen so viel Macht zugestehen? … oder sind die wirklich so machtvoll, dass wir hierüber keine Kontrolle haben?

Erwartungen sind direkt mit unserem Belohnungssystem im Hirn verdrahtet und spielen bei Gewohnheiten eine sehr prägnante Rolle. Dies hat in den 1980er Jahren Prof. Wolfram Schultz, ein Neurowissenschaftler an der Uni in Cambridge, mit seinem Assistenten Julio nachweisen können. Julio war ein 4 Kilo schweres Makaken-Affenmännchen mit Vorliebe für süßen Traubensaft. Im Rahmen einer Experimentenreihe hatte Julio gelernt, dass wenn er bei bestimmten Symbolen auf dem Bildschirm an einem Hebel zieht, er eine Belohnung in Form von Traubensaft bekommt.

Nach anfänglich eher mäßigem Interesse starrte er wie gebannt auf den Bildschirm, sobald er verstanden hatte welcher Zusammenhang zwischen Bildern und Hebel besteht. Ein ums andere Mal löste er die Aufgabe und erhielt seine Belohnung. Das ist seit dem Pawlow’schen Hund nun weder neu noch ungewöhnlich. Das Interessante passierte auf einer anderen Ebene. Julio hatte eine Elektrode im Hirn mit Hilfe derer die Wissenschaftler seine Hirnaktivität in Echtzeit nachvollziehen konnten. Diese Sonde zeigte den Wissenschaftlern, dass Julios Hirnaktivität stark anstieg sobald er eine Belohnung erhielt. Dies geschah in einer Art und Weise die darauf schließen ließ, dass Julio so etwas wie Lust empfand.  Die Reaktionen des Affen legten ebenfalls die Vermutung nahe, dass ihm seine „Belohnung“ gefiel und er mehr von dem Saft wollte.

Im Laufe der Zeit jedoch fiel auf, dass sich der Zeitpunkt von Julios „Lustreaktion“ im Gehirn verschob. Zu Beginn erfolgte die Hirnaktivität für „Belohnung“ in dem Moment, in welchem er den Saft verabreicht bekommen hat. Nachdem Julios Gehirn erlernt hatte was passiert, begann es die Lustreaktion vorweg zu nehmen. Julios Gehirn antizipierte die Belohnung und löste die Lustreaktion aus bevor der Traubensaft in seinem Mund war. Julio spürte die Lust bevor er die tatsächliche Belohnung wirklich bekommen hatte.

Er hatte aufgrund eines speziellen Auslösereizes (Bilder => Hebel) eine Erwartung (= Belohnung) entwickelt, die eine für ihn zu erwartende Realität vorwegnahm und aufgrund dessen ihn zumindest emotional in die Zukunft blicken und schon mal spüren ließ was ja gleich sowieso eintreten wird.

In diesem Moment änderten die Wissenschaftler den Versuch und manchmal kam der Saft nur sehr stark verdünnt bei Julio an, manchmal gab es gar keinen Saft. Für Julios Belohnungssystem allerdings war der Saft schon da.

Wie reagiert denn dann so ein Affenhirn, wenn es realisiert das die erlernten Erwartungen nicht erfüllt werden?

Die Wissenschaftler registrierten ein Aktivitätsmuster, welches sie als „Verlangen“ identifizierten. Julio reagierte darauf frustriert und wütend oder niedergeschlagen und deprimiert. Zudem dauerte es noch eine ganze Weile bis er sich wieder emotional „erholt“ hatte.

Wo ist jetzt die Verbindung zu uns Menschen? Was lässt uns das über uns lernen?

Laut der Wissenschaft sind Affen unsere nächsten Verwandten. Vergleichen wir die Gensequenzen so sind die Übereinstimmungen bei über 95% (96-99%) und die geringsten Unterschiede zwischen einem Schimpansen-Männchen und einem Menschen-Männchen liegen im Gehirn. Die Vermutung liegt also nahe, dass die Gehirne von Affen und deins nahezu gleich, wenn nicht so gar identisch arbeiten.

Welche Bedeutung hat dies für dich?

Nehmen wir mal an, ein Mensch erwartet immer nur Höchstleistungen von sich oder Perfektion.

Er erwartet, dass sein Partner ihm/ ihr jeden Wunsch von den Lippen abliest und jede noch so kleine Kleinigkeit wahrnimmt. So bedeutet das für diesen Menschen, dass er unzufrieden, unglücklich, enttäuscht, frustriert, wütend, deprimiert etc. ist wenn das Ergebnis was er bekommt/erreicht unterhalb seines erwarteten Resultates liegt.

Nicht weil er das will oder weil es ihm Spaß macht, sondern weil sein Belohnungssystem das Gefühl des positiven Ergebnisses vorwegnimmt und beim Ausbleiben die oben beschriebenen Gefühle die einzige Reaktionsalternativen sind die es kennt. Nachdem das Belohnungssystem durch die Erwartung eine positiv wahrgenommene Emotion ausgelöst hat, welche dann in der Realität keine Rechtfertigung erfährt, bleibt unserem Gehirn nicht Anderes über als die andere Seite der Skala zu nutzen, um uns mitzuteilen, dass hier irgendwas (aus der Sicht des erwartenden Gehirns) ganz ordentlich schief gegangen ist.

Was heißt das für dich?

Die Schlussfolgerung für dich könnte jetzt sein, dass je mehr Erwartungen du an dich und deine Umwelt hast, so häufiger eben diese nicht erfüllt werden und du als Reaktion darauf schlechte Laune hast, gereizt bist, dich zurückziehst etc..

Das ist einfach überflüssig, raubt dir Zeit, Energie und schadet bei jahrelangem Erwarten nicht nur dir selbst, sondern oftmals auch deiner Partnerschaft. Wer verbringt seine Zeit schon gerne mit einem „Miesepeter“?

Gute Entscheidungen triffst du nur mit guten Gefühlen!

Was du tun kannst :

  • Schaffe dir eine „Erwartungsliste“ und notiere dir jede Art von Erwartung die dir auffällt.
  • Frage deine Freunde/Familie/Teamkameraden etc. und hole dir Feedback
  • Sobald du eine Erwartung als solche Identifiziert hast stelle sie auf den Prüfstand.
    • Ist das wirklich meine Erwartung oder hab ich sie übernommen?
    • Welchen Zweck erfüllt sie?
    • Hat ihr Erreichen bzw. ihr Ausbleiben irgendeinen positiven Nutzen für mich?
    • Wie realistisch ist es das du diese Erwartung in MINDESTENS 95% ALLER Fälle erfüllst und dich als Folge davon gut fühlst.
    • Hab ich diese Erwartung an mich oder den Betreffenden überhaupt kommuniziert? Wenn ja, wann das letzte Mal?
    • Was verändert sich, wenn du die Erwartung runterschraubst und anstatt einer möglicherweise Riesenhürde viele kleine Meilensteine auf dem Weg hast die du/ihr gemeinsam erreicht und kommuniziert
  • Passe deine Erwartungen der Realität an. Formuliere sie um. Lasse sie los. Kommuniziere sie mit deiner Umwelt

Sei sanft zu dir. Oftmals sind uns unsere Erwartungen schon zur Gewohnheit geworden und laufen ab ohne von dir überhaupt bewusst wahrgenommen zu werden.

Auf diesem Weg wünsche ich dir alles Gute und freue mich über dein Feedback 😀

Herzlichst Andreas

Bald kommt mein kostenloser Ratgeber: „4 Schritte für mehr Freude in deinem Leben“. In dem lernst du durch welche Phasen du gehen wirst, während du deine Erwartungen so veränderst, dass sie dir nützen anstatt dich ständig in schlechten Gefühlen festzuhalten. Trag dich in den Newsletter ein und sei der Erste der ihn kostenlos zugeschickt bekommt.

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